LEBENSGESCHICHTEN und ANSICHTEN
eines Christen

Schopenhauer und der "absichtliche Zufall"!



In seinem Buch „Der Zufall und das Schicksal“ (1950) schreibt  Wilhelm von Scholz: „Es ist immer sehr leicht und sehr unwissenschaftlich, immer gleich das Eingreifen einer höchsten Macht und ihrer Absichten als Erklärung zur Hand zu haben, wo eine Absichtlichkeit in den Geschehnissen zu walten scheint.“

Wovor der Autor hier warnt ist eine allzu große Leichtfertigkeit  in der Zuschreibung eines Handeln Gottes bei außergewöhnlichen Begebenheiten. Man solle sich doch vielleicht erst einmal die Frage stellen, ob es da nicht vielleicht  noch andere, „natürlichere“ Erklärungen gäbe.

Dem kann man sicherlich beipflichten, sollte dabei aber nicht so weit gehen, nun alles „Außergewöhnliche“ natürlich erklären zu wollen. Denn das gerät mit Sicherheit auch „schief“! Es gibt jede Menge Phänomene, die natürlich eben nicht mehr erklärbar sind.

In jenem besagten Buch verweist der Autor auch auf eine Schrift des berühmten Philosophen Arthur Schopenhauer (1788-1860) mit dem Titel: „Über die anscheinende Absichtlichkeit  im Schicksal des Einzelnen“. Dies klingt viel versprechend und ist für manch einen „modern“ und „aufgeklärten“ Menschen von heute eine echte Provokation. Geht er doch selbstverständlich davon aus, dass es keine übernatürlich gesteuerte Absichtlichkeit  im Menschenschicksal oder Weltgeschehen gibt.

Für Schopenhauer war eine solche Sichtweise mehr oder weniger eine Leugnung völlig offensichtlicher Tatsachen. Für ihn waren unvermutet und entscheidend begünstigende  Zufälle ein deutliches Indiz für eine waltende Vorsehung oder eine übergeordnete Schicksalsmacht. Und mal ganz ehrlich, wie sollte man es denn solche „Glückswendungen“ auch sonst deuten?

Und auch die unglücklichen Zufälle scheinen für ihn in dieselbe Richtung zu zielen: „Allein, wenn wir auf unseren zurückgelegten Lebensweg zurücksehen und zumal unsere unglücklichen Schritte, nebst ihren folgen, ins Auge fassen; so begreifen wir oft nicht, wie wir dieses haben tun und jenes unterlassen können; so dass es aussieht, als hätte eine fremde Macht unsere Schritte gelenkt.“ Und er spricht sogar von einem „gewissen Plan“: „Man wird bei genauerer Beobachtung finden, dass in dem Leben der meisten Menschen sich ein gewisser Plan findet, der … ihnen gleichsam vorgezeichnet ist.“

Eigentlich müsste man dem gar nicht mehr so viel hinzufügen, weil im Grunde genommen jeder weiß, wovon Schopenhauer hier spricht.  Denn jeder  kennt  sicherlich solch begünstigende Zufälle in seinem Leben, und das das scheinbar „Ungünstige“ im Nachhinein noch einen Sinn ergibt.

Ich möchte in dem Zusammenhang eine kleine Begebenheit aus meinem eigenen Leben erzählen. Es war während meines Studiums in den 80iger Jahren, als ich dringend eine neue Wohnung suchte. Und so ergab es sich, dass ich von einer Freundin einen Tipp erhielt: „Ruf doch mal bei Frau M. an. Ich habe gehört, dass in ihrem Haus eine Wohnung frei geworden ist und sie einen neuen Mieter sucht!“

Ich kannte Frau M. von meinen Schachunterrichten her, und so bestand sicherlich eine gewisse Aussicht  auf Erfolg. Aber am nächsten Morgen, einen Donnerstag, verspürte ich recht große Unlust, bei ihr anzurufen. Und so ließ ich die Sache bis zum Samstagmorgen „schleifen“.

Aber an jenem Morgen verspürte ich auf einmal ein starkes inneres Drängen. Und obwohl ich dachte, dass es vielleicht schon zu spät sei, rief ich bei Frau M. an. Die schien überrascht und sagte nur: „Da haben sie aber Glück! Am besten kommen sie gleich vorbei und schauen sich die Wohnung an!“ Eine Stunde später saß ich in ihrem Wohnzimmer und unterschrieb den Mietvertrag.

Wie sich herausstellte, war  der mich begünstigende „glückliche“ Zufall immens. Frau M., eine 70 jährige Pensionärin, hatte nämlich mittwochs in einer auflagenstarken Düsseldorfer Zeitung inseriert  und gleich mit dem ersten Anrufer einen Besichtigungstermin für samstags vereinbart. Den zahllosen weiteren Anrufern hatte sie immer die gleiche Botschaft zukommen lassen: „Nein, die Wohnung ist schon so gut wie vergeben!“

Hätte ich, wie es eigentlich logisch gewesen wäre, direkt am Donnerstagmorgen angerufen, hätte sie mich ähnlich beschieden. Am Samstagmorgen hatte der erste Anrufer dann urplötzlich abgesagt, und kurz darauf hatte ich dann, auf ein inneres Drängen hin, angerufen. Um abschließend noch einmal Schopenhauer zu sinngemäß zu zitieren: „Eine gewisse anscheinende (lenkende) Absichtlichkeit ist unverkennbar!“

Interessant wäre es in dem Zusammenhang ja vielleicht mal, sein ganzes Leben in Hinblick auf solch „absichtliche Zufälle“ hin zu untersuchen. Inwieweit sie vielleicht zu entscheidenden Weichenstellungen oder Wendepunkten im Leben beigetragen haben.

Leider kann und möchte ich aber auch an dieser Stelle nicht verschweigen, dass der lenkende Zufall nicht zwingend einer göttlichen Quelle entspringen muss. Es - meiner Ansicht nach- auch eine satanische Macht gibt, die lenkend einwirken kann.

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