LEBENSGESCHICHTEN und ANSICHTEN
eines Christen

Ein Spaziergang im Schlosspark

 

                   (Eine autobiographische Kurzgeschichte)

Gerade war ich vom Kirchentag in meine Wohnung zurückgekehrt, als es plötzlich schellte. Wer kann das sein? dachte ich und erhob mich vom Sofa, auf das ich mich gerade eben hatte fallen lassen. Als ich die Türe öffnete, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. "Hallo", sagte Jürgen grinsend. "Komm rein!“, sagte ich. „Es gibt jede Menge Neuigkeiten!"

Um ehrlich zu sein, hatte ich ihn total vergessen gehabt. Ich stand vermutlich noch zu sehr unter dem Eindruck der zurückliegenden 72 Stunden, die ja bei mir zu einer dramatischen Lebenswende geführt hatten. Er lebt also noch, dachte ich erleichtert. Die Dämonen hatten mich also belogen!

"Ja, und", fragte, als er in meinem Küchentisch saß, "was gibt es denn für tolle Neuigkeiten?" Ich lächelte und sagte dann: "Ich habe mich zu Jesus bekehrt!" Einen Moment starrte er mich entgeistert an, dann begann er laut zu lachen. Als er sich wieder beruhigt hatte, fragte ich "Also, was gibt es denn da zu lachen?"

Er begann erneut zu lachen: "Was es da zu lachen gibt? Monatelang erzählst du von nichts Anderem als den esoterischen Sachen, und jetzt, vier Tage nachdem wir uns das letzte Mal gesehen haben, erzählst du mir auf einmal, dass du dich zu Jesus bekehrt hast! Also, das soll jemand begreifen!" Ich lächelte etwas verlegen: "Ja, du hast ja Recht. Aber hör dir doch erst einmal an, was inzwischen passiert ist! Weißt du was, ich mach uns erst mal einen Kaffee!"

 

In den folgenden zwei Stunden erzählte ich ihm haarklein, was sich in den zurückliegenden drei Tagen ereignet hatte. Lediglich die Ankündigung seines Todes durch die bösen Geister sparte ich aus. Warum soll ich ihn damit belasten?, entschied ich recht spontan.

Jürgen zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt. „Ich kann da kein göttliches Wirken erkennen, lediglich ein paar Zufälle!“, meinte er irgendwann. „Aber ich finde deinen neuen Glauben auf jeden Fall besser als diesen esoterischen Quatsch, den du vorher gemacht hast.“ fügte er hinzu.

Ehrlich gesagt war ich über seine Reaktion etwas enttäuscht, hatte ich doch gedacht, dass meine Geschichte ihn einfach überzeugen müsste. Dem war offensichtlich aber nicht so. Er schien gegen jedes Argument und jeden „Beweis“ völlig immun zu sein.„Komm, lass uns zu einer Eisdiele fahren!“, sagte er plötzlich. Er lachte: „Da können wir dann ja weiter diskutieren.“ Und so verließen wir kurz darauf meine Wohnung.

Wir waren gerade in Jürgens Auto gestiegen, als plötzlich ein heftiger Wolkenbruch einsetzte. Der Regen prasselte so heftig auf die Windschutzscheibe, dass die Scheibenwischer damit nicht mehr fertig wurden und Jürgen den Wagen sicherheitshalber an den Straßenrand lenkte.

Der Regen ließ dann aber schnell wieder nach, so dass wir unsere Fahrt fortsetzen konnten. Als kurz darauf die Sonne durch die Wolken brach, erschienen am Himmel mehrere Regenbögen gleichzeitig. „Schau mal“, sagte ich zu Jürgen, „ist das nicht phantastisch!“ „Ja“, sagte er , „so viele auf einmal habe ich noch nie gesehen!“


„Das hängt mit dem Kirchentag zusammen!“ , entgegnete ich. „Gott gibt gerade seinen Abschlusssegen !“ Er schaute mich von der Seite an, schüttelte kurz den Kopf und sagte dann : „ Regenbögen entstehen durch das Zusammenwirken von Sonne und Regen. Nicht weil ein Gott dahinter steckt. Das solltest du eigentlich wissen!“ „Aber warum gerade jetzt? Und warum so viele?“, beharrte ich. „Zufall!“ , lautete seine lakonische Antwort. Wenig später parkte er den Wagen in der Nähe einer Eisdiele. „Ich habe jetzt richtig Lust auf ein Bananensplit“, sagte er, als wir kurz darauf den Laden betraten.


Ich ließ mich keineswegs in meinen "Bekehrungsversuchen" entmutigen. Immer wieder sprach ich in den darauf folgenden Wochen mit Jürgen über den Glauben und wie meine eigene Bekehrung zustande gekommen war. Aber bei ihm kam immer wieder die gleiche Reaktion: "Alles Quatsch! Es gibt nur die Natur und sonst gar nichts!"
Irgendwann begann ich zu begreifen, dass ich ihn durch Geschichten und Argumente vermutlich nicht überzeugen würde. Sein "Alles ist Natur" - Glaube war einfach zu fest verankert in ihm. Ein Wunder, dachte ich, er muss ein Wunder erleben. Dann wird er sich bekehren!

 

Einige Zeit waren wir samstags um die Mittagszeit herum bei mir zuhause verabredet. Wir wollten einen Spaziergang im im schön gelegenen Schlosspark machen. Aber es goss wie aus Kübeln.. Als er bei mir eintraf, sagte er gleich: "Also, das mit dem Spaziergang können wir wohl vergessen!" Ich entgegnete: "Nun lass uns doch erst einmal abwarten! Vielleicht hört es ja gleich wieder auf zu regnen." Und so kochte ich uns einen Tee, den wir dann, jeder in seinen eigenen Gedanken versonnen, in der Wohnstube tranken.

Nach einer Weile stand Jürgen auf und ging ans Fenster. "Nee", sagte er, "dass gibt heute nichts mehr!" Er kehrte zurück und setzte sich wieder zurück in den Sessel. "Hör mal", sagte ich, " ich möchte Dir einen Vorschlag machen!" Er schaute mich überrascht an. "Wärst du einverstanden, wenn ich für besseres Wetter beten würde?"

Er lachte und sagte: "Ist das jetzt dein Ernst?" "Ja!", entgegnete ich," und du wirst sehen, dass es aufhören wird zu regnen. Also, bist du einverstanden, dass ich bete?" Einen Moment schaute er mich ungläubig an, dann lachte er erneut, und sagte : "Meinetwegen! Wenn ich nicht mitbeten muss!"

Ich konzentrierte mich für einen kurzen Moment und dann begann ich laut zu beten: "Herr, du siehst, dass Jürgen und ich einen Spaziergang im Schlossgarten machen wollen. Für dich ist es ein Leichtes, den Regen zu stoppen und uns besseres Wetter. Und genau darum möchte ich dich jetzt auch bitten. Amen!"

Während ich betete hatte Jürgen tatsächlich still daneben gesessen . Jetzt sagte er: "Da bin ich jetzt aber mal gespannt!" "Du wirst sehen", sagte ich, "Gott wird ein Wunder tun! Komm, lass uns fahren!"

 

Es regnete nach wie vor in Strömen. So stark, dass die Scheibenwischer an Jürgens Wagen wiederum alle Mühe hatten, klare Sicht zu schaffen. Angesichts der Tatsache, dass weiterhin eine tiefdunkle Wolkendecke über uns hing, hätte mir aller Mut abhanden kommen sollen. In wenigen Minuten würden wir den Schlosspark erreichen und wie sollte in so kurzer Zeit sich noch ein Wetterwechsel vollziehen.

Schweigend saß ich neben Jürgen auf dem Beifahrersitz und hing meinen Gedanken nach: Egal wie immer es aussehen mag. Ich habe ernsthaft gebetet und ich glaube an ein Wunder! Es wird, es muss geschehen! Schließlich geht es ja um mehr. ... Wenn er ein Wunder sieht, wird er sich bekehren!" Verstohlen blickte ich zu Jürgen hinüber. Aber der blickte konzentriert nach vorne, um die kurzen Momente freier Sicht auszunutzen. Wir bogen in die Straße ein, die nun direkt zum Schlosspark führte.

Als wir auf den Parkplatz fuhren, ließ der Regen urplötzlich nach. Ich blickte erneut rüber zu Jürgen. Der aber zeigte keine Regung. "Sieht so aus, als ob der Regen nachlässt!", sagte ich so beiläufig wie möglich. "Ja", entgegnete er ebenso beiläufig, "sieht so aus!" Er parkte den Wagen ein und wir stiegen aus.

Jetzt tröpfelte es nur noch und ich konnte meine Erleichterung und kaum noch verbergen: "Sieht so aus, als Gott mein Gebet erhört hat!" Er schaute mich an und lachte. Ich fragte nach: "Warum lachst du? Ist das nicht offensichtlich?" Aber er gab keine Antwort.

Und in diesem Moment sah ich etwas, was mir geradezu den Atem verschlug: "Jürgen, sieh mal!" Mit meinem Finger zeigte ich in Richtung des Himmels, meinen Augen kaum trauend. Über dem Park, und nur über ihm, war die dunkle Wolkendecke aufgerissen. Ein Stückchen Himmelsblau und die Sonne wurden sichtbar. Ich lachte fröhlich: "Na, du alter Zweifler, glaubst du nun, dass Gott ein Wunder getan hat?"

Er schaute mich ungläubig an und fragte zurück :"Wieso?" ich blieb abrupt stehen. "Du fragst Wieso? Ja bist du denn blind? Überall die dunkle Wolkendecke, nur über dem Park ein Stück blauer Himmel und Sonnenschein! Das ist das Wunder, um das ich gebeten habe!" Jetzt lachte er und schüttelte den Kopf: „Das ist purer Zufall! Sonst nichts!"


Ich konnte es nicht fassen: "Wie kannst du sagen, dass das nur ein Zufall ist. Du warst dabei, als ich für gutes Wetter gebetet habe. Und jetzt ist genau über dem Park", ich wies mit der rechten Hand in den Himmel, "ist genau dort ein Stückchen blauer Himmel. Und schau dich um." Ich drehte mich um meine eigene Achse und fuhr mit der Hand den restlichen Himmel ab, "ansonsten nur dunkle Wolken. Wenn das kein Wunder ist, ja was denn dann?" Er blieb unbeeindruckt. "Nein, das ist nur ein Zufall, wie es gelegentlich schon mal geschieht! Komm, lass uns in den Park gehen!"

Tatsächlich wanderten wir 2 Stunden bei Sonnenschein im Schlosspark umher. Die dunklen Wolken über den Rest der Stadt blieben die ganze Zeit sichtbar. Natürlich brachte ich die Sprache noch einmal darauf: "Jürgen, wieso kannst du das nicht als ein Wunder akzeptieren. Es ist doch völlig offensichtlich, dass da ein Zusammenhang zwischen meinem Gebet und dem Sonnenschein hier über dem Park besteht!" Er blieb stehen: "Nein!", entgegnete er, "das ist einfach nur Zufall gewesen!" "Aber könnte es denn nicht auch das Handeln Gottes gewesen sein?", versuchte ich ihm eine "Brücke" zu bauen. "Nein!", sagte er, "denn es gibt keinen Gott!"  

Als wir uns an diesem Tag am Ausgang des Schlossparks trennten, nahm ich mir noch etwas Zeit zum Nachdenken. Ich habe so viel über den Glauben und meine Erlebnisse erzählt. Und nun hat er ein waschechtes Wunder erlebt. Und ... er war nicht im Geringsten berührt davon. Mit einem Mal war mir klar, dass er vermutlich nie zum Glauben an Jesus finden würde. Traurig ging ich los!

Ende

 

 

 


 

 

 

 

 


 

 

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