LEBENSGESCHICHTEN und ANSICHTEN
eines Christen

Die Party im Hexenhaus


Als ich im Juni 1985 zum christlichen Glauben gefunden hatte, war mir klar,
dass dies ein radikaler Einschnitt in meinem Leben war. Etwas grundlegend
Neues hatte begonnen. Mein Leben nach meiner Bekehrung würde ein
anderes sein als das Leben vor meiner Bekehrung.

„Gott hat einen Plan für dein Leben! Einen viel besseren als du dir jemals
selber ausdenken könntest.“ Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr genau, wann
und wo ich diesen Satz zum ersten Mal hörte. Auf jeden Fall war mir die Logik
dieser Aussage auf Anhieb einleuchtend. Natürlich! Wenn jemand weiß, was
für mich selber gut und richtig ist, dann ER!

Die zehn Jahre (zwischen meinem 17. und 27. Lebensjahr), in denen ich
mein Leben selber zu „managen“ versucht hatte, konnte man getrost mit
einer Überschrift versehen: Eigentlich hatte ich keinen Plan! So war ich oft
recht plan - und teilweise ziellos herumgeirrt und am Ende dann auch noch
„grandios“ gescheitert. Wenn auch dem ein tieferer Plan und eine waltende
Vorsehung zugrunde gelegen haben mag.

Das also sollte nun besser werden. Aber wie? Mir war klar, dass ich mich
nicht nur auf die grundsätzlich waltende Vorsehung verlassen konnte. Das
würde bestenfalls Plan C oder D Wirklichkeit werden lassen. Wollte ich
wirklich, dass der göttliche Plan A Wirklichkeit werden sollte, war meine aktive
Mitwirkung gefragt. Musste ich mich öffnen für Gottes Führungen in meinem
Leben.

Und so kaufte ich mir ein Poster im Buchladen des Jesus-Hauses und hängte
es - als gelegentliche Erinnerung - über mein Bett. Es war das Bild einer
Weggabelung zu sehen, auf dem stand:
"Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten.“

Darauf vertrauend tat ich erst einmal das Naheliegende. Ich begann meine
Diplomarbeit zu schreiben, hielt mich sooft wie möglich im Jesus-Haus auf
und besuchte ansonsten erst einmal die alten Freunde. Ich wollte ihnen
unbedingt von meinen Erlebnissen und meinem neuen Glauben erzählen.


So kam ich an einem Samstagabend nach einer Veranstaltung im Jesus-
Haus am „Hexenhäuschen“ vorbei und sah, dass dort der ganze Garten
voller Menschen war und laute Musik die Umgebung erfüllte. Offensichtlich
war hier eine Studentenparty im Gange.

Ich zögerte einen Moment lang. Partys waren noch nie so recht mein Fall
gewesen und jetzt als Christ schien mir eine solche Vergnügung mit den
üblichen Ausschweifungen noch weniger angesagt zu sein. Obwohl, war
Jesus mit seinen Jüngern nicht auch zu den „Sündern“ gegangen und hatte
an deren Festivitäten teilgenommen? Stichwort: Die Hochzeit zu Kanaa! Und
so öffnete ich die Gartenpforte und trat ein.

Es wurde schnell klar, dass die Party nicht bei Michael, dem Esoteriker ,
sondern in der Haushälfte seiner Nachbarin stattfand. War Michael überhaupt
zugegen? Ich begann schon zu zweifeln, als ich ihn plötzlich auf einer kleinen
Bank neben dem Hauseingang sitzen sah. Er hielt ein Glas Bier in der Hand
und hatte die Augen geschlossen.

Ich stupste ihn an und er schlug die Augen auf. „Hallo“, sagte ich. „Big Party
heute?“ Michael lächelte und sagte: “Ach, du bist`s! Lange nicht gesehen.
Komm, setz dich. Aber hol dir erst einmal ein Bier!“ Ich ging rüber zu einem in
der Nähe stehenden Bierfass, füllte mir ein Glas voll und setzte mich neben
ihn.

„Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt?“ fragte er. „Beim letzten Mal, als
wir uns gesehen haben, hast du mir von dem Tischchenschreiben erzählt.
Machst du das immer noch?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, das war ein
gefährlicher Irrweg! Ich habe damit aufgehört. Ich bin Christ geworden!“

Einen Moment lang schaute er mich erstaunt an, dann sagte er: „Du bist
Christ geworden?“ Wobei er das Wort „Christ“ betonte. „Ja“, entgegnete ich.
„Es ist wirklich viel passiert in der Zwischenzeit. Erst einmal hat mich das
Tischchenschreiben in des Teufels Küche gebracht, und dann hat Gott mir
aus der Patsche geholfen. Und so bin ich Christ geworden.“ „Halt, halt,“
unterbrach er mich lachend. „Ich hole mir jetzt noch ein Bier und dann
erzählst dumir die Geschichte mal in Ruhe.“ Er stand auf und ging zu dem
Bierfass.


Als er sich wieder neben mich setzte, begann ich zu erzählen. Erst einmal
von meinen Erfahrungen mit dem Tischchenschreiben und dann von den
wundersamen Ereignissen auf dem Kirchentag. Am Ende sagte ich: „Trotz
der schlimmen Erfahrungen, das war das Beste, was mir jemals passiert ist!“

Michael hatte aufmerksam zugehört und schwieg nun erst einmal. Dann
sagte er plötzlich: „Das ist wirklich eine außergewöhnliche Geschichte. Und
du hast viel Glück gehabt.“ „Glück?“, entgegnete ich. „Das war kein Glück.
Jesus hat mir geholfen!“

Michael erhob sich von der Bank: „Du bist auf jeden Fall heil aus der
Geschichte herausgekommen. Und vielleicht ist die Sache mit Jesus für dich
ja genau das Richtige. Auf jeden Fall besser als die Sache mit dem
Spiritismus. Das hatte mir von Anfang an nicht gefallen. So, ich will mich mal
drinnen etwas umschauen.“

Ich kannte Michael gut genug um zu wissen, dass das Thema für ihn nun
beendet war. Ich nahm mir noch ein Mettbrötchen vom Büfett-Tisch und ging
dann durch den Garten hinaus in die Nacht.

Ende



This website was created for free with Own-Free-Website.com. Would you also like to have your own website?
Sign up for free