LEBENSGESCHICHTEN und ANSICHTEN
eines Christen

"Gott hört"

Eine autobiografische Kurzgeschichte aus dem Jahre 1988 aus meiner Bibelschulzeit auf „Beröa"

 

Etwa 60 erwachsene Bibelschüler und fünf Lehrer standen in dem großen Versammlungsraum im Hauptgebäude. Andachtszeit in der ersten Schulpause zwischen der zweiten und dritten Stunde. Gerade war die Kurzpredigt beendet worden, nun wurde wie üblich laut noch das ein oder andere Gebet gesprochen.

Ich rang mit mir. Schließlich sprach ich es aus "Ich habe vor meinem inneren Auge ein Ohr gesehen. Hier ist jemand mit Ohrenschmerzen, den Gott heilen möchte!"

Augenblicklich wurde es sehr ruhig im Saal. Die Spannung war deutlich spürbar. Was würde nun passieren? Warten! Dann die Worte des Bibelschuldirektors: "Wenn hier jemand mit Ohrenschmerzen ist, möge die Person sich bitte melden."

Die Sekunden verstrichen, niemand meldete sich. Es entstand - zumindest für mich - eine peinliche Stille. Plötzlich sagte der Direktor: "Nun, vielleicht soll das Ohr ja auch heißen: Gott hört!" Schallendes, teilweise brüllendes Gelächter! Es war offensichtlich, dass dies die meisten meiner Mitschüler(innen) dies etwas anders sahen. Ich hatte eine Prophetie gegeben und sie hatte ganz offensichtlich nicht gestimmt.

Als sich wenig später alles aus dem Saal herausbewegte, blieb ich auf meinem Platz stehen. Kurz erholen von dem "peinlichen" Vorfall! Da wurde ich gewahr, dass eine junge Frau aus meiner Klasse hinter mir auf ihrem Platz sitzen geblieben war. Sie schaute mich an und sagte: "Ich bin das mit den Ohrenschmerzen!"

Ich schaute sie erstaunt an: "Ja, und warum hast Du das vorhin nicht gesagt?" Sie blickte schüchtern zu Boden: "Ich war überrascht, so direkt von Gott angesprochen zu werden!" Einen Moment lang schwieg ich. Dann, meine eigene Enttäuschung über ihr vorheriges Schweigen verbergend, sagte ich: "Ich verstehe! Gut, aber bist du denn einverstanden, dass ich dann jetzt für eine Heilung bete?" Sie nickte.

Nach dem Gebet mit Handauflegung und nachdem sie gegangen war, überlegte ich kurz, ob ich bei der nächsten Andacht die überraschende Wendung erzählen sollte. Sozusagen als Wiederherstellung meines angekratzten Rufes. Ach, dachte ich, lass es! Als ich am Abend bei der jungen Frau bezüglich ihrer Ohrenschmerzen nachfragte, teilte sie mir mit, dass sie verschwunden waren. Es blieb dort unser Geheimnis.
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